38 mumifizierte Hunde

Prozessfinale am 4. Juli

Tom Benda

PFOTENHILFE als Privatbeteiligte vor Ort

Update 05.07.2016:

Leider ist die Betrugszeugin am Prozesstag nicht erschienen, da sie krank ist. Deshalb wurde wieder vertagt.

Hier können Sie einen Nachbericht lesen: http://bit.ly/29KkZkN

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Am Landesgericht Ried beginnt am 4. Juli um 8.45h (bis voraussichtlich 18h) der dritte und wohl letzte Verhandlungstag gegen eine 63-Jährige, in deren Wohnhaus nahe Schärding Ende 2014 zumindest 38 mumifizierte Hunde gefunden worden waren. In den letzten beiden Verhandlungen (21.12.2015 und 9.3.2016) belasteten Zeugen die wegen Tierquälerei und gewerbsmäßigen Betrugs angeklagte bereits schwer.

Die PFOTENHILFE hat im Frühjahr 2014 mit Hilfe eines Amtsveterinärs vier völlig abgemagerte und verwahrloste Hunde aus dem Haus der Angeklagten in unser Tierheim in Lochen am See übernommen und gesund gepflegt und sich deshalb als Privatbeteiligte dem Verfahren angeschlossen. Derart ausgehungerte, dem Tode nahe Tiere haben wir noch nie gesehen - ein schockierender Anblick, den wir nie vergessen werden.

Weitere Belastungszeugen geladen

Die PFOTENHILFE hat für 4. Juli weitere Zeugen beantragt, die teilweise fast täglich mit der Angeklagten zu tun hatten, aber das Haus wegen fadenscheiniger Ausreden nie betreten durften. Zusätzlich hat Richter Mag. Josef Lautner die zuständige Amtstierärztin der BH Schärding sowie die Hauptbelastungszeugin der Betrugsanklage geladen. Letztere sei laut Staatsanwaltschaft um rund 200.000,- Euro betrogen worden.

Schreckliche Bilder

Im Akt befinden sich auch zahlreiche Fotos der mumifizierten Hunde samt Obduktionsbericht der  veterinärmedizinischen Universität. Wien. Daraus geht hervor, dass die Hunde nicht nur Hunger gelitten haben.
Im Gegensatz zur Verwesung, die normalerweise bei toten Tieren rasch eintritt, seien die Hunde mumifiziert gewesen, was auf Wassermangel schließen lasse, der zum Tod geführt haben dürfte. Bei dieser Todesart komme es auch kaum zu Geruchsentwicklung, was wiederum erklärt, warum über den Tatzeitraum von zumindest mehreren Monaten, wenn nicht sogar Jahren, außerhalb des Hauses niemandem etwas
aufgefallen ist.

Unfassbare Tierquälerei

Bei der Durchsicht des Akts braucht man einen guten Magen und starke Nerven, da nicht nur die Bilder sondern auch die Zeugenaussagen bewusst herbeigeführte, extreme Tierquälerei ans Licht bringen. Insbesondere Zeugenaussagen wie die folgende lassen einem das Blut in den Adern gefrieren: die Angeklagte hätte immer wieder gesagt, dass sie bestimmte Hunde so lange schlägt, bis sie sich ‚anscheißen‘ und eine Woche nicht mehr auf die Füße kommen. Bei der Zeugin sei der Eindruck entstanden, dass die Angeklagte bei solchen Äußerungen so etwas wie Lust empfand. Am Telefon hätte sie oft in Bezug auf die Hunde wie wild geschrien ‚Dreschen werde ich sie‘. Wir bewundern Gericht und Staatsanwaltschaft jedenfalls für ihre Nerven in dieser emotional äußerst belastenden Causa, während die Angeklagte jede Schuld bestreitet und wenn es brenzlig wird nur noch schweigt.

Veröffentlicht am: 1.07.2016

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