Der Trend zur veganen Ernährung hält ungebrochen an. Aus Tierschutzsicht ist diese tier- freundlichste aller Ernährungsformen natürlich sehr zu begrüßen. Ein Pionier der veganen Gastronomie startet jetzt mitten in Wien mit einem Lokal der besonderen Art durch.
Seit vielen Jahren pilgern Anhänger tierfreundlicher Kost ins Gasthaus Schillinger nach Großmugl im Weinviertel in Niederösterreich. Die junge Generation – Irene und Charly – hat das seit 1793 im Familienbesitz befindliche Gasthaus Ende der 1990er Jahre übernommen und den Rest der Schweine (bis dahin wurde hausgeschlachtet) einfach am Leben gelassen, gestreichelt und mit den Essensresten gefüttert, bis sie nach über zehn Jahren eines natürlichen Todes starben. Durch diese Lebenseinstellung kamen nun auch im Gasthaus keine toten Tiere mehr auf den Tisch. Allerdings merkte das kaum jemand, der zufällig vorbeikam, da von Cordon Bleu über Gulasch bis hin zu Wildragout alles angeboten wurde, was auch früher gern bestellt wurde.
Bald sprach sich dies unter Tierfreunden herum und Speisekarte wie Gästekreis erweiterten sich zusehends. „Der Schillinger“ ist längst ein veganes Kultlokal, das Gäste aus ganz Mitteleuropa anzieht. Der Wunsch nach einem zweiten Standort in Wien existiert schon lange in den Köpfen der Schillingers. Jetzt ist es endlich soweit: Gleich bei der Mariahilferstraße kann man die beliebten Gerichte in „Schillinger’s Swing Kitchen“in der schnellen Variante genießen. In dem loftartigen, historischen Gewölbe mit 36 Sitzplätzen werden köstliche vegane Wraps, Burger, Salate, Muffins und die beliebten Schillinger-Pommes über die Theke gereicht.
Dass vegan am tier- und klimafreundlichsten ist, war den Betreibern nicht genug. Das Lokal ist zusätzlich Fair-Trade-zertifiziert, weil nicht nur sämtliches Verpackungsmaterial verrott- oder recyclebar ist. Zitat Charly Schillinger: „Ich kriege die Bilder der riesigen Plastikmüllinseln im Ozean nicht mehr aus dem Kopf”. Der frisch gepresste Orangensaft ist genauso Fair Trade und Bio wie der Kaffee. Und neben dem Eichenboden wird generell auf umweltfreundliche Einrichtungsmaterialien Wert gelegt. Nicht zuletzt sind auch die Löhne fair und weit über dem Kollektivvertrag.
Wenn sich alles wie geplant entwickelt, soll daraus eine Systemgastronomiekette werden. Im Franchise-System kann sich die Familie Schillinger neben weiteren Standorten in Österreich auch Berlin und London vorstellen. Warum die Speisen in Geschmack und Aussehen so stark an Tierfleisch erinnern, wollten wir wissen. „Wir wollen ja nicht nur Vegetarier und Veganer erreichen, sondern alle Tierfreunde, die nicht wollen, dass wegen eines kurzen Gaumenkitzels Tiere für sie leiden und sterben müssen“, erklärt Charly Schillinger.
Und seine Frau Irene ergänzt: „Die meisten Menschen wollen auf den gewohnten Geschmack nicht verzichten und wir wollen ihnen zeigen, dass sie das bei uns auch nicht brauchen. Aber nicht nur das: Wir haben einen großen, satt machenden Gourmetburger kreiert, aus einem ungezuckerten Ciabatta-Sauerteig-Bun, gefüllt mit viel Gemüse, Salat und Soßen, die vor Ort frisch zubereitet werden. Die veganen Patties haben nur die positiven Eigenschaften von Tierfleisch, denn Fleischskandale, Antibiotikaresistenzen, Umweltbelastung etc. sind hier kein Thema.“ Fast Food mit Wohlfühlfaktor und ohne schlechtes Gewissen also.